Nutzhanf am Scheideweg? Das Zerren um die Legalität des Heilkrauts
Todesstoß für den Nutzhanf? Die europäische Komission hat Ende Juli 2020 beschlossen, alle Anträge zur Aufnahme von CBD als “Novell Food” zu stoppen. Und mehr noch. Sollte es nach den Komissionsmitgliedern gehen, soll CBD bald schon zu Arzneimitteln/Betäubungsmitteln zählen. Der freie Handel mit aus dem Nutzhanf gewonnenen Extrakten wäre damit beendet und nur noch der Pharmaindustrie & Apotheken möglich.
Cannabis und der Novel Food Katalog
Nochmal kurz zur Erinnerung. In der EU gibt es einen Katalog, in dem neuartige Lebensmittel erfasst werden. Das macht auch Sinn. Seit dem die Welt kleiner und der Handel über alle Grenzen hinaus problemlos möglich wurde, tauchen immer wieder neuartige Lebensmittel bei uns in Europa auf, die wir so noch nicht kannten. Ob das nun gegrillte Heuschrecken, kandierte Maden, oder was auch immer ist. Bevor diese Erzeugnisse als Lebensmittel zugelassen werden, landen sie erst einmal in diesem Katalog, bis eben ein Hersteller den recht umfassenden Zulassungsweg beschreitet.
Doch ab Wann ist ein Lebensmittel neuartig?
Der Stichtag, den die EU hier festgesetzt hat, ist der 15. Mai 1997. Alle Lebensmittel, die vor diesem Stichtag nicht im nennenswerten Umfang in der Europäischen Union für den menschlichen Verzehr verwendet wurden, sind per Definition nun Novel Food.
Cannabis gehört nun nicht unbedingt zu den Pflanzen, die erst vor 20 Jahren neu entdeckt und angepflanzt wurden. Weder in Deutschland, noch Europa, geschweige denn weltweit. Cannabis hat als Nutzpflanze eine Jahrtausend alte Tradition. Unzählige Produkte werden und wurden aus hier hergestellt – und das seit je her. Darüber entbrennt nun ein Streit.
Bleibt der Nutzhanf Novel Food, oder schlimmer noch, würde selbst der Nutzhanf wie sein großer, THC-haltige Bruder plötzlich zu einem Arzneimittel, bzw. gar einem Betäubungsmittel, dann wäre Schluss mit dem freien Zugang der Mensch zu Wirkstoffpräparaten, die aus dieser Pflanze gewonnen werden.
Zulassungsverfahren für CBD pausiert
Fast fünfzig Unternehmen haben die Zulassung ihrer CBD haltigen Produkte daher bei der europäischen Komission versucht. Legal, rechtens, nicht berauschend und schon gar nicht illegal – das sollten ihre Produkte sein. Wie just-food am 17.07.20 berichtete, hat die Exekutive der Europäischen Union diese Anträge nun aber zurück in die Kabine geschickt. Nun geht es nach den Herren in Brüssel nicht mehr darum, ob natürliche Cannabinoide “Novel Food” sind, sondern um die Klassifizierung natürlicher Cannabinoide als Suchtstoff! Entgegen jeder Vernunft, neuster wissenschaftlicher Erkenntnisse und der grünen Ziele der EU.
“Sollte diese Auffassung bestätigt werden, wäre dies wohl das Ende für den Sektor und würde die Landwirte einer dankbaren, ertragreichen Wechselkultur berauben, die das Potenzial birgt, positive externe Umwelteffekte zu schaffen. Cannabidiol würde auf dem Markt bleiben, jedoch nur in der synthetischen Form, die teilweiswe mit umweltschädlichen Chemikalien hergestellt wird.” so die EIHA, die European Industrial Hemp Association in ihrer ersten Stellungnahme vom 27.07.2020.
Cannabis Sativa L. ein Suchtmittel?
Die Dienste der EU Komission scheinen es aber ernst zu meinen. Die natürlichen Wirkstoffe des Nutzhanfs, zu denen auch CBD, CBG und viele weitere gehören, sollen nun nach Meinung der Komission als Suchtstoff eingestuft werden. So wurde das den Unternehmen mitgeteilt, die mutig ihren Antrag nach Artikel 10 der Verordnung 2015/2283 gestellt hatten.
Das diese Entscheidung eher politisch motiviert ist, als rechtlich, aufgeklärt und an den Erkenntnissen der Wissenschaft der letzten 40 Jahre orientiert ist, ist augenscheinlich. Noch paradoxer wird es, wenn man sich vor Augen hält, dass Anträge für künstliche Cannabinoide bereits akzeptiert wurden.
Was sagt die Hanf-Industrie dazu?
„Diese vorläufige Auffassung widerspricht jeder Logik und ist zutiefst ungerecht. Der gesamte Hanfsektor arbeitet extrem hart und beabsichtigt eine Investition von 3,7 Mio. Euro in neuartige Studien zu THC und CBD für einen gemeinsamen Antrag für neuartige Lebensmittel, mit voller Transparenz und unter Aufsicht der EFSA“, äußert sich Lorenza Romanese, geschäftsführende Direktorin der EIHA. „Andere Länder wie die USA, Kanada, China und die Schweiz bauen ihren Vorsprung aus. Ich frage mich, ob Europa den Mut hat, evidenzbasierte Politik zu machen oder aber tatenlos zusieht, wie der Rest der Welt davonzieht.“
Aus Sicht der EIHA sind Industriehanf und dessen Folgeerzeugnisse keine Suchtstoffe oder gar psychotropen Stoffe. Industriehanf ist vom Geltungsbereich des UN Einheitsübereinkommen von 1961 ausgenommen, dessen Verfasser klar unterschieden zwischen Cannabis-Sorten, die für die Drogenproduktion angebaut werden und Sorten, die für andere Zwecke angebaut werden (mit niedrigem THC-Gehalt).
- In den 1970er-Jahren wurde Industriehanf vom EWG-Rat als Kulturpflanze anerkannt. Mehr noch, er wurde sogar subventioniert.
- Im Jahr 1997 bestätigte die Kommission, dass Lebensmittel aus jeglichen Teilen der Hanfpflanze nicht ‚neuartig‘ seien.
- 2019 wurden einige Teile der Pflanze und die daraus hergestellten Lebensmittel plötzlich als ‚neuartig‘ eingestuft
- und nun, 2020, gelten bestimmte Teile derselben Industriehanfpflanze plötzlich als Suchtstoff.
Was bedeutet das für uns?
Wenn wir Konsumenten, engagierte Bürger, oder Patienten nicht Einfluss nehmen, auf die politisch meinungsbildenden Fraktionen in der Europäischen Union, vor Ort in unserer Lokalpolitik, oder auf Bundesebene, wird es bald keinen frei Zugänglichen Markt mehr geben, auf dem wir aus dem Nutzhanf gewonnen Produkte zugreifen können.
- Hanf Präparate, wie CBD Öle, oder CBD Kapseln, ob für Tier oder Mensch, wird verschreibungspflichtig werden
- und nur noch über Apotheken zu beziehen sein.
- Pharmakonzerne werden mit den bereits schon durchgewunkenen Anträgen künstlich hergestellter Cannabinoid-Präparate ein Milliarden Business unter sich aufteilen
- Biobauer und Landwirte wird eine wichtige Grundlage ihrer Arbeit entzogen
- Die Qualität der CBD Produkte wird leiden
- Die Preise in die Höhe schießen (vgl. Orphan Drug)
change.org ist eine weltweit agierende Plattform für Online-Aktivismus mit Hauptsitz in San Francisco, mit mehr als 265 Millionen Nutzern.
Was kannst Du tun?
Wir, als BodyMindFree Shop, zusammen mit vielen unserer Kollegen, engagieren uns tatkräftig mit lokalen, regionalen und europäischen Erzeugern von hochwertigen Bio-Hanfprodukten, die nun ihre Existenz bedroht sehen könnten. Zusammen, als Erzeuger und Händler machen wir uns stark dafür, dass es in Europa auch weiterhin freien Zugang zu hochwertigen und kostengünstigen Hanfprodukten gibt. Es darf nicht geschehen, das eine politisch motivierte Lobby sich einen aufblühenden Markt einverleibt, kontrolliert, damit 100.000de Existenzen bedroht und mit minderwertigen, künstlichen Ersatzstoffen bedient.
Petition auf Change.org
Damit auch Du Dich an diesem Prozess mit engagieren kannst, hat Cyrus Badde von cbdkaufen.com einen Petition auf change.org ins Leben gerufen, die viele tausende bereits unterzeichnet haben. Sie auch Du mit dabei! Deine Stimme dafür, das Nutzhanfprodukte frei zugänglich werden, vom Stigma eines Suchtstoffs befreit wird und es auch weiterhin einen aufblühenden, europäischen Hanf-Markt geben kann.
Auch bei unseren Nachbarn in Österreich regt sich der Protest gegen eine mögliche Klassifizierung von CBD als Droge. Hierfür hat die Plattform “Zukunft Hanf Österreich” ebenfalls eine eigene Petition ins Leben gerufen. Diese Bewegung erhält in Österreich viel Unterstützung. Sie ist ein Zusammenschluss von Hanf produzierenden Unternehmen wie z.B. MediHemp, die sich für die rechtliche Absicherung von CBD Produkten einsetzen!
Unterzeichne auch Du diese Petition. Du findest Sie hier: https://cbdbleibt.at/– oder auf facebook hier und auf instagram hier. Nicht nur eine ganze Branche mit 1000den von Jobs steht auf dem Spiel, auch der freie Zugang jedes Bürgers auf wertvolle CBD Produkte ist durch die Willkür der EU gefährdet.
Comments (4)
Es gibt wirklich sehr viele unterschiedliche Meinungen über CBD. Von Leuten die negative bzw. keine Wirkung drin sehen bis Leute die CBD als Heilmittel bewundern. Was ich Persönlich denke ist, das CBD bei jedem anders wirkt ich kaufe bspw. regelmäßig Produkte von verschiedensten Shops ein und muss sagen, dass ich bis jetzt sehr Zufrieden bin. Mein Schlaf fühlt sich viel erholter an und mein Schmerzempfindung (Bandscheibe) ging stark zurück. Jeder sollte dem CBD einfach mal eine Chance geben und wenn man nach einigen Wochen merkt es bringt nichts, es sein lassen.
Vielen Dank für den informativen Beitrag es wurde wirklich sehr neutral alles erklärt.
[…] Bürgers auf CBD Produkte, Einhalt zu gebieten. Seit Herbst 2020 überlegt die EU nun, CBD Produkte nicht doch allesamt als Drogen zu bewerten und damit so den gesamten Markt zum erliegen zu bringen. Wer nun Böses denkt, an […]
[…] in Europa das Zerren um CBD Präparate einen nächsten Höhepunkt erreicht hat (s.h. Artikel: Nutzhanf am Scheideweg), erleichtert die FDA (das ist die U.S. Food and Drug Administration, das Pendant der deutschen […]
[…] Gummibärchen (ohne THC), oder CBD Schokolade, oder auch die beliebten CBD Tropfen unter die “Novel Food” Verordnung. Das bedeutet, dass sie als Nahrungsmittel, oder Nahrungsergänzungsmittel noch […]
Comments are closed.